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Die Wahrheit über die Kindheit, wie viele von uns sie erleiden mussten, ist unfassbar, empörend, schmerzhaft, nicht selten monströs und immer verdrängt. Diese Wahrheit auf einmal zu erfahren und dieses Wissen zu integrieren ist schlicht und einfach unmöglich, auch wenn wir uns das sehnlichst wünschen. Die Fähigkeit des menschlichen Organismus, Schmerzen zu ertragen, ist zu seinem Schutze begrenzt, und alle Versuche, die diese Grenze missachten und die Verdrängung gewaltsam aufheben, haben nur negative und oft gefährliche Wirkungen, wie jede andere Form von Vergewaltigung auch.

Die Folgen eines traumatischen Erlebnisses wie etwa einer Misshandlung können nur aufgelöst werden, wenn alle traumatischen Facetten dieses Erlebnisses in einer behutsam begleitenden Therapie erlebt, artikuliert und verurteilt werden konnten.


Aus  dem Vorwort zu dem Buch "Abbruch der Schweigemauern" von Alice Miller

Das sehe ich heute etwas anders. Was immer wir Schlimmes erlebt haben in den ersten Jahren, das wir verdrängen mussten, um zu überleben, wurde uns kaum zugefügt mit der Absicht, uns zu schaden. Die Schuldfrage ist daher eher irrelevant. Ich muss auch nicht alle traumatischen Facetten wieder erleben, um ein Gefühl zu bekommen, wie schlimm das Ereignis seinerzeit für mich war.