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Dieses Gedicht hat mich vor 20 Jahren so beeindruckt, dass ich es mir abgeschrieben habe mit Feder und Tusche.
Heute bin ich skeptisch gegenüber solch einer Willensbekundung. Der vom Verstand abhängige Wille, meine gedankliche Vorstellung, sind nicht verantwortlich für solche Entscheidungen. Wenn ich versuche, bewusst so zu handeln, werde ich nicht so bald authentisch alle Gefühle ausdrücken können.

Wenn ich tief in mir die Gewissheit gewonnen habe, dass alle meine Gefühle da sein dürfen und jenseits der moralischen Bewertung auch immer da sind, und ich auch direkten Zugang zu ihnen gewonnen habe, müsste ich das nicht mehr aufschreiben und veröffentlichen, genau so wenig wie die Entscheidung, dass ich etwas essen will, wenn ich hungrig bin. Wenn ich es also aufschreibe, mache ich damit deutlich, dass es für mich nicht selbstverständlich ist, dass ich es erst lernen muss. Die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, werden in dem Gedicht kaum angedeutet.

Wenn dann eine solche Willensbekundung verbreitet wird, sollte aber berichtet werden von den Schwierigkeiten, die mit der Umsetzung verbunden sind. Ein solches Gedicht ist doch wohl als Appell zu verstehen. 

De Autor lässt nicht erkennen, dass er wüsste, warum er den Zugang zu seinen Gefühlen verloren hat. Bei diesem Gedicht fehlt für mich daher das Mitgefühl mit den Kindern, deren Gefühle nicht wahrgenommen wurden, die sie deshalb verdrängen mussten, um zu überleben, das Mitgefühl mit den Menschen,die jetzt erwachsen sind, und den vollen Zugang zu ihren Gefühlen verloren haben und daher das Gedicht und ähnliche Texte suchen und lesen. Umsetzen können die Leser dieses Wahrnehmen und Leben der Gefühle nicht einfach durch eine Willensentscheidung. Dazu ist ein längerer Prozess notwendig, der leichter ist,  wenn jemand da ist, der anerkennt, wie schrecklich die Situationen gewesen sein müssen, in denen es notwendig war, Gefühle abzuschalten.

 

Seit es im PC so viele Schriften gibt, mache ich mir nicht mehr die Mühe, solche Texte mit der Hand zu schreiben wie den Text von U.Schaffer.
Lebendiger sieht das aber allemal aus, auch bei der geringen Auflösung dieser Grafik.

zuletzt bearbeitet 04. 05. 2014