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In Witzen werden die Figuren "Gott" und "Teufel" so selbstverständlich als real existierend angenommen, weil das über mehr als 2000 Jahre als verbindliche Tatsachen gelehrt wurde. Den Kindern wurde das drakonisch eingebläut, und wer das öffentlich anzweifelte, wurde umgebracht. In weiten Teilen der Welt ist das immer noch so. Eigentlich dürfte ich auf dieser Seite deshalb solche Witze nicht übernehmen.

Wenn ich es dennoch mache, möchte ich wenigstens, wie die Warnungen auf den Zigarretten-Schachteln dazu schreiben, für wie gefährlich ich solche Witze erachte. Mit vergleichbaren Geschichten werden Kinder eingeschüchtert und diszipliniert: "Der 'Liebe Gott' sieht alles."

Der Narr und das Glück

Ein junger Mann fand, er habe zu wenig Glück im Leben, und er beschloss, Gott aufzusuchen, um ihn zu bitten, das zu ändern. man sagte ihm, Gott wohne in der Tiefe eines dunklen Waldes, und so machte er sich auf den Weg.

Am Waldrand traf er einen Wolf. "Junger Mann, wohin gehst du?" rief der Wolf.

"Zu Gott, damit er einen Glückspilz aus mir macht", antwortete der junge Mann.

"Wenn du Gott siehst", sagte der Wolf, "frag ihn doch, warum ich immer solchen Hunger habe."

"Mache ich", versprach der junge Mann und ging weiter. Als er ein Stück durch den Wald gegangen war, kam er an einem schönen Mädchen vorbei, das traurig an einem Fluss saß. Das Mädchen rief ihn zu sich: "Junger Mann, wohin gehst du?"

"Zu Gott, damit er einen Glückspilz aus mir macht", antwortete der junge Mann.

"Wenn du ihn siehst, frag ihn doch bitte, warum ich immer so unglücklich bin", bat das Mädchen.

"Ich frage ihn", sagte der junge Mann und ging weiter.

Nach einer Weile hörte er einen Baum, der in der Nähe des Flusses stand, rufen: "Junger Mann, wohin gehst du?" "Zu Gott, damit er einen Glückspilz aus mir macht", antwortete der junge Mann.

"Wenn du ihn siehst, frag ihn doch bitte, warum ich immer so durstig bin, obwohl ich hier am Fluss stehe", bat der Baum.

"Geht in Ordnung", sagte der junge Mann und ging weiter. In der Mitte des Waldes traf der junge Mann Gott.

"Gott", sagte er, "ich möchte, dass du einen Glückspilz aus mir machst. mein ganzes Leben lang habe ich Pech gehabt. Zur Abwechslung könnte ich etwas Glück gebrauchen."

"Okay", sagte Gott.

Bevor der junge Mann sich wieder auf den Weg machte, stellte er Gott die Fragen der drei, die er unterwegs getroffen hatte. dann eilte er zurück, um sein neues Leben zu beginnen. in seiner Aufregung lief er an dem Baum vorbei, aber der rief ihn zurück: "Junger Mann, was ist mit meiner Frage?"

"Ach ja, Gott sagte, du bekommst nicht genug Wasser, weil zwischen deinen Wurzeln und dem Fluss ein vergrabener Schatz liegt, aber ich kann mich jetzt nicht länger mit dir unterhalten. Ich bin jetzt ein Glückspilz und habe es eilig."

Er rannte weiter, und als er an dem Mädchen vorbei kam, rief es: "Junger Mann, was ist mit meiner Frage?"

"Ach ja", rief er im Laufen zurück, "Gott sagte, du bist so unglücklich, weil du so einsam bist. er sagte, dass ein gutaussehender junger Mann hier vorbeikommen würde und ihr euch ineinander verlieben und glücklich leben könntet bis ans Ende eurer Tage. Aber nun muss ich schnell weiter, ich habe jetzt Glück, und mein neues Leben wartet."

Als er aus dem Wald gelaufen kam, rief der Wolf ihm zu:

"Junger Mann, was ist mit meiner Frage?"

"Ach ja", antwortete der junge Mann, "Gott sagte, du bist so hungrig, weil du nicht genug zu fressen hast. Doch falls der Narr weit genug kommt, um dir das auszurichten, kannst du ihn zum Mittagessen haben."

 

aus: Eli Jaxon-Bear/Sabrina Lorenz: "Da lacht der Erleuchtete" Knaur 4250