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Pinguicula esseriana 

Mich freut seit Jahren ein kleines Blümchen, das jedes Jahr bei mir auf der Fensterbank mehrmals blüht.

Substrat
Winterpause
Vermehrung
Insekten - Fütterung, Düngung
Jahreszeitlicher Wechsel der Blattform
pH-Wert
Wurzeln
Systematik
Schädlinge

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Dazu möchte ich kurz die Geschichte erzählen. Dieses Pflänzchen ist eine fleischfressende Pflanze aus Mexico, ein Fettkraut (Pinguicula esseriana). Ich habe die Pflanze als Ableger noch aus der Zeit, als ich im Schulbiologiezentrum (1989 bis 2001) u.a. auch zur Ausleihe kleine Terrarien mit fleischfresenden Pflanzen eingerichtet hatte. Für mich zu Hause hatte ich mir ein winziges Gärtchen mit mehreren Arten in einem großen Glas eingerichtet. In dem Glas versäuerte die Erde schließlich so, dass die anderen Arten (auch wegen Trockenheit zwischendurch) eingingen und die Mutterpflanze immer kleiner wurde und schließlich nur noch ein winziges Rosettchen bildete, so groß wie eine halbe Erbse. 

Zum Substrat

2003 gab ich endlich die Versuche auf, die Erde zu entsäuern, vorsichtig zu lockern etc, und befreite das arme Ding aus dem Glas und setzte es in diesen Topf mit Torferde (etwas sauer brauchen die es wohl eher. - so fand ich es in der Literatur, aber die neuesten Erfahrungen sind anders. s.u. 2013) Auf dem Foto, das ein halbes Jahr später gemacht wurde, als das Pflänzchen bereits beträchtlich gewachsen war, sieht man auch, dass der Erde Sand und Tongranulat zugesetzt war (zur Lockerung) - nicht sehen kann man, dass das ungedüngtes Tongranulat war. (Auf dem Foto sieht man außerdem das Blatt eines Usambaraveilchens, das zur Vermehrung in die Erde gesteckt war, und an dem gerade die ersten neuen Blättchen sichtbar werden.) Und man kann ungefähr die Größe abschätzen, wenn man weiß, dass der Topf 8 cm breit ist. 

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Da erholte es sich zunehmend und wurde immer größer und hat auch im vergangenen Jahr mehrmals Blütenknospen gebildet, die aber immer wieder vertrockneten. Ich habe dann noch einmal im Internet nach dem Pflänzchen gesucht und auch eine Pflegeanleitung gefunden. 

http://www.fleischfressendepflanzen.de/db/species.ffp?id=72

Winterpause

Es heißt, die lieben es im Winter kühl und trocken. Das habe ich dieses Jahr (2006) auch gemacht, und siehe da, sie blühen. Die Blüten halten auch recht lange, die ersten Blütenfotos habe ich vor einer Woche gemacht und heute ist die Blüte noch genau so frisch.

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Die Pflanze fasziniert mich, deshalb habe ich auch diese Seite gestaltet.  

Über die Vermehrung

Zur Vermehrung braucht man nur ein Blatt auf Torf zu legen und feucht zu halten.  Am besten täglich sprühen.

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An der Blattwurzel bildet sich dann ein neues Pflänzchen. Erstaunlich ist dabei, dass sich erst sehr spät Wurzeln bilden. Auf diesem Foto hat nur das größte Pflänzchen eine kleine zarte Wurzel, die man auf dem unteren Bild besser erkennen kann.

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Diese Vermehrung durch Blätter scheint auch in der Natur wichtig zu sein, denn bei üppigem Wachstum werfen die Pflanzen von selbst Blätter ab. Solche abgelösten Blätter habe ich hier zur Vermehrung genommen. Die fleischigen Blätter werden durch den Druck der umliegenden Blätter geradezu herausgedrückt. Vor der rechten Pflanze auf dem Foto 3  liegt so ein ohne fremde Einwirkung abgelöstes Blatt.  Auch an der rechten Pflanze  sind vorn zwei Blätter zu erkennen, die sich von der Mutterpflanze gelöst haben und an deren Basis sich bereits neue Pflanzen bilden.  Vermutlich  "warten" diese  Pflänzchen nur darauf, beim  nächsten Regen weggespült zu werden...

Die linke Pflanze hat ja auch schon eine kräftige Knospe, die linke Pflanze bringt wohl auch noch eine weitere. Ich freue mich auf die Blüten.

Vier Tage später:

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(Die hellen Punkte auf den Blättern sind Wassertropfen. Während der Blüte mag die Pflanze tägliches Sprühen. Sonst macht es ihr aber nicht viel aus, ein paar Tage völlig trocken zu sein.) 

Erstraunlich ist auch, wie schnell die Battmasse in diesen vier Tagen zugenommen hat. Man sieht das noch deutlicher auf dem nächsten Foto. Das sieht ja fast so aus, als wäre es eine ganz andere Pflanze als auf dem Foto 3. Aber ich habe wirklich nur diesen einen Topf  

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Die kleinen Pflänzchen machen sich prächtig. Eine Woche später:

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Insekten - Fütterung, Düngung

Etwas enttäuscht war ich bei dem Versuch, die Pflänzchen mit winzigen Fliegen zu füttern. Die länglichen Winterblätter, die hier abgebildet sind, verdauen wohl nicht. Der Versuch, sie mit winzigen Fliegen zu füttern, hat nicht geklappt, die sind nur vertrocknet und lagen nach Wochen immer noch unverändert da.  Das Foto unten hatte ich auch gar nicht wegen der vertrockneten Fliege gemacht sondern wegen der Blütenknospe, die aber leider auch vertrocknet ist und nicht aufgeblüht. Auf dem Foto sieht man den Übergang von Winterblättern zu Sommerblättern.

Ich habe den Verdacht, dass dieses Vertrocknen der Blütenknospen im vergangenen Jahr vielleicht auch verursacht wurde durch kurzzeitige Trockenheit zwischendrin.

Gedüngt habe ich die Pflanzen noch nie zusätzlich, weil ich davon ausgehe, dass Insectivoren alle mit wenig Nährstoff auskommen. Ich habe aber teilweise unterschiedliche Substrate verwendet. Gekaufte Insectivoren-Erde, schwach gedüngte Anzuchterde und auch "normale", handelsübliche Blumenerde. Bislang konnte ich keine Unterschiede des Wachstums oder der Anfälligkeit feststellen.

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Diese Tauermücke, die ich mit einer feinen Pinzette auf das Glas gelegt habe, wurde überhaupt nicht verdaut. Das Verdauen von Insekten kenne ich von anderen Insectivoren anders (Sonnentau, Venusfliegenfalle, Sarracenia). Da wird bereits nach wenigen Stunden das Insekt verflüssigt, also auch der Chitinpanzer, so dass das Insekt bereits am nächsten Tag gar nicht mehr als solches erkennbar ist.

In diesem Jahr werde ich einen Fütterungsversuch mal mit den breiteren, etwas wulstigen Sommerblättern durchführen...

Kommentar 2 Jahre später: Die Fütterung hat auch in dem Jahr nicht geklappt.

Unten die Drüsenhaare etwa 230 fach vergrößert. Man erkennt die  Sekret-Tröpfchen an der Spitze.

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Im Jahr 2010 ist die Gruppe der Pflänzchen erheblich gewachsen und hat gleichzeitig 10 Blüten gebracht. An dieser Gruppe habe ich am 11. 6. auch zum ersten Mal gesehen, dass eine Trauermücke gefangen wurde.

Siehe dazu Video    oder dies (6,3 MB) (anderer codec, falls Wiedergabeschwierigkeiten)

Dazu Foto vom 12. 6. 2010. (Diese Trauermücke wurde wirklich weitgehend verdaut.) Möglicherweise wird die Verdauungsflüssigkeit nur ausgeschieden, wenn das Insekt lebendig gefangen wird und sich noch lange bewegt wie auf dem kleinen Film oben.

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unten: Foto vom 3. 6. 2010

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Jahreszeitlicher Wechsel der Blattform

Zum Herbst hin werden die Blätter länglicher (wie auf den Fotos oben) Im Sommer kürzer, breiter und wulstig.

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Dies ist ein Foto von der ursprünglichen Mutterpflanze aus dem Jahr 2000 mit Sommerblättern. (Ob das wirklich die Mutterpflanze ist, bin ich mir nicht mehr sicher. s. u.)

Noch einmal etwas zum pH-Wert

Oben hatte ich geschrieben, dass die Pflanzen wohl eher ein saures Substrat mögen, dessen bin ich mir aber nicht mehr so sicher. Ich glaube viel mehr, dass diese Pflanzen zwar in einem recht sauren Milieu existieren können und dann dort sich auch durchsetzen können gegenüber anderen Pflanzen. Ich glaube aber nicht mehr so sicher, dass sie den sauren Boden brauchen. Wenn ich ihnen im Blumentopf die Konkurrenz vom Halse schaffe, dadurch dass ich nichts außer ihnen wachsen lasse, ist das mit dem Boden wohl weniger wichtig

Interessant wäre es, einen echten Versuch zu starten. Meine Jungpflanzen habe ich in diesem Jahr auf Aussaat-Erde. Sie sehen gut aus. Aber ich weiß nicht, wie sie aussähen, wenn ich andere Erde hätte.

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Zu den Wurzeln

Die Wurzeln sind sehr dünn und geben der Pflanze wenig Halt. Fall man zur Vermehrung ein Blatt abzupfen möchte, muss man die übrige Pflanze unbedingt mit er anderen Hand festhalten, weil sonst gleich die ganze Pflanze rausgezogen wird. Das passiert auch, wenn man versucht, einen abgeblühten Blütenstängel herauszuziehen. Nach einer Zeit vertrocknen die Stängel allerdings und verfaulen wohl an der Basis, so dass es dann leicht ist, sie abzuziehen. Aber auch dann ist es besser, die Pflanze festzuhalten.

Auch eine andere Beobachtung ist für mich noch nicht geklärt. In diesem Jahr sind die beiden Pflanzen, die geblüht haben, während der Blüte und auch noch danach merkwürdig gewachsen. Sie haben zuerst ihre Blätter nach unten gebogen. Und das mit so viel Kraft, dass die eine Pflanze ihre feinen Wurzeln so weit aus dem Substrat gezogen hat, dass die Pflanze vom Gewicht ihrer eigenen Blüte umgefallen ist. Man sieht das auf  Foto 7. Da habe ich auf die hinteren Blätter der rechten Pflanze einen kleinen Stein gelegt, damit sie wieder anwachsen kann.

Inzwischen sind beide Pflanzen eigenartig hochbeinig geworden. Nachdem sie sich durch das Abwärtsbiegen der Blätter hochgestemmt haben, haben sie seitlich neue Rosetten gebildet, so dass ie im Augenblick einen fast säulenartigen Wuchs haben.

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Ich weiß nicht, ob dieses Verhalten von dem Substrat abhängig ist. Ich habe keine Idee, wofür das gut sein soll. Die Pflanzen sind ganz locker im Boden. Als ich jetzt die vertrockneten Blütenstiele abgezupft habe, musste ich die Pflanzen festhalten, damit ich sie dabei nicht ganz aus der Erde gezogen habe. Die einzige plausible Erklärung, die ich mir dazu denken kann, ist, dass dies eine Anpassung an häufige Überschwemmungen ist. Wenn das Wasser steigt, können so die Pflanzen fortgetragen werden an einen anderen Platz. Dies passt auch zu der Beobachtung, dass die Pflanzen gelegentlich vermehrungsfähige Blätter regelrecht abscheiden.

Zur systematischen Zuordnung

Ich bin jetzt auch gar nicht mehr sicher, ob die Pflanze auf Foto 10 wirklich die Stammpflanze der anderen ist. Ich habe seinerzeit, als ich einige Terrarien mit Insektivoren hatte, mehrfach Pflanzen gekauft. dabei ist es durchaus denkbar, dass ich unter dem Namen Pinguicula esseriana zwei verschiedene Arten erhalten habe. Ich habe jetzt aber auch nicht die Möglichkeit, den Pflanzen einen so sonnigen Standort zu geben wie seinerzeit. Erstens hatte ich damals ein echtes Südfenster. Zweitens waren die Fensterrahmen weiß und haben viel mehr reflektiert als meine jetzigen Holzfenster.  Und zum dritten hatte ich damals eine einfache Verglasung mit recht dünnem Glas, das sicher wesentlich mehr UV-Licht hindurch ließ als meine jetzigen Doppel-Scheiben. Von daher kann ich gar nicht wissen, ob meine Pflanzen bei stärkerer Besonnung auch so wulstige Sommerblätter bilden würden wie auf Bild 10, oder ob es sich um Pflanzen von zwei verschiedenen Arten handelt oder um verschiedene Rassen oder Unterarten von Pinguicula esseriana.

Die Gattung Pingucula (Fettkräuter) gehört zur Famile der Wasserschlauchgewächse (Lentibulariaceae), die zu der Ordnung Laminales (Lippenblütlerartige) gehört.

Erfahrungen mit Schädlingen

Im Jahr 2011 hatte ich im Februar zum ersten Mal (außer Trauermücken an der Wurzel) auch Schädlinge an meinem Fettkraut. Ich entdeckte zwei Blutläuse an den Winter-Blättern, die ich mit einer spitzen Pinzette abnahm und zwischen Papier zerquetschte.

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Mein Pinguicula im Februar 2011 und unten am 2. August 2011

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7. September 2011

Im Jahr 2010 habe ich die Pflanzen auf eine breitere Schale gepflanzt, auf der sie sich prächtig entwickelt haben. Im Jahr 2011 haben sie mehrfach geblüht: Im Mai bis Mitte Juni, im Juli bis Anfang August und Ende August bis September. Dazwischen war immer eine kurze Trockenphase, und dann wurden sie wieder kräftig gegossen und gesprüht. Wenn sie trocken werden, scheinen sie das Blühen einzustellen. Wenn sie wieder ausreichend feucht sind, treiben sie neue Knospen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Fettkr%C3%A4uter

gefangene Trauermücke

Gutes Wachstum in normaler Blumenerde (Torf-Pflanz-Substrat)

2012 habe ich die Pflanzen umgepflanzt in eine große Tonschale mit ganz normaler Blumenerde aus dem Supermarkt. Sie haben lange gebraucht, sich umzugewöhnen. Aber jetzt (Juni 2013) sind sie gesünder als je zuvor. Sie blühen seit Februar ununterbrochen. Ich gieße unregelmäßig, lasse sie weitgehend trocken werden und gieße dann wieder ganz großzügig, so dass die Erde richtig nass wird. Dabei sind jetzt die Rosetten groß geworden, 6cm im Durchmesser. Und das Fangen von Trauermücken klappt gut.

Juli 2013

Jetzt, am 15. Juli, sind die Rosetten noch etwas größer geworden. Ich habe heute das Foto oben gemacht, weil die Pflanzen  noch einmal neue Knospen angesetzt haben. Seit Februar blühen sie jetzt ununterbrochen. Der neue Blütenansatz (wohl das vierte Mal dieses Jahr) wurde erreicht durch Abwechseln von sehr nassen Phasen und völligem Austrocknen. Ich werde die Pflanzen  die nächsten Tage regelmäßig gießen und sprühen, etwa zwei Wochen lang und dann zwei Wochen abwarten. Wenn in vier Wochen die jetzigen Knospen  noch blühen, werde ich die Erde wieder ganz nass machen und wieder sprühen. Ich werde dann berichten, ob es klappt, dass dann noch einmal Knospen gebildet werden.

13. 12. 2013

Die Aussagen zum jahreszeitlichen Wechsel werden für mich fragwürdig.

Eben habe ich die beiden nächsten Aufnahmen gemacht. Die Pflänzchen blühen und treiben noch weiterere Knospen. Die Pflanzen stehen am Südfenster mit teilweisem Schatten durch das Fensterkreuz. Im Oktober hatten sie eine fast zweiwöchige Gieß-Pause. Ende Oktober wurden sie wieder fast täglich gesprüht und auch die Erde feucht gehalten. Anfang November zeigten sich Knospen, am 22. November blühten die ersten auf. Und jetzt bühen sie immer noch und treiben weitere Knospen - im Winter! 

Nachts mache ich die Heizung aus. Die Temperatur schwankt deshalb tageszeitlich zwischen 18 (am Morgen) und 22° C tagsüber - oft bis nach Mitternacht.

Juli 2013

13. 12. 2013

Juli 2013

13. 12. 2013 - 2

letzte Änderung 13. 12. 2013