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Überlegungen zum Schutz von Ackerwildpflanzen
Gerade der Schutz von Wildpflanzen der Äcker und Ackerraine muss jetzt erfolgen, denn in der Pflanzenzucht wird zur Zeit der größte Teil der Forschungsgelder verwendet zur Züchtung herbizidresistenter Kulturpflanzen.In naher Zukunft droht dadurch die Artenverarmung der landwirtschaftlichen Nutzflächen rapide zuzunehmen.
Hier gilt es, für kommende Generationen, das genetische Potenzial für die natürliche Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit zu bewahren. Vielleicht gehen sie ja mit dem Lebensraum Boden intelligenter um und betrachten den Boden nicht wie ein lebloses Substrat, als träger von Kunstdünger, in dem es lästigerweise neben den Kulturpflanzen noch andere Lebewesen gibt, deren Bedeutung, deren Wechselwirkungen und Einfluss auf die Nutzpflanzen wir überhaupt noch nicht kennen.
Menschen erforschen den Weltraum, aber ob Tomaten deshalb besser wachsen, wenn sie neben Kohlrabi angebaut werden, weil die Wurzelausscheidungen des Kohlrabis bestimmte Bakterien hemmen und dadurch Strahlenpilze begünstigt werden, die in Wechselwirkung mit bestimmten Hefezellen im Boden die Mineralisierung von Bodenpartikeln vorantreiben oder ob durch die Wurzelausscheidungen andere Mikroorganismen gefördert werden, die die Vermehrung von Bodenälchen hemmen, kann mir niemand beantworten. Die Vorgänge sind so komplex, dass sich wohl an die Erforschung dieser Zusammenhänge noch niemand herangetraut hat, zumal sich damit kaum ein verkaufbarer Artikel entwickeln lässt. Jeder biologisch orientierte Hobbygärtner kann beobachten, dass die Tomaten eben etwas besser wachsen, etwas gesünder sind (und auch etwas besser schmecken) wenn sie in Mischkultur mit Kohlrabi, Möhren, Spinat oder einigen anderen Gemüsesorten angebaut werden, nur erklären, warum das so ist, kann ihm niemand so genau.
In der industrialisierten Landwirtschaft wird genau der gegenteilige Weg beschritten, nämlich Monokultur, oft viele Jahre nacheinander die gleiche Feldfrucht auf der gleichen Fläche - eine maßlose Begünstigung der Fressfeinde, Konkurrenzpflanzen und Krankheiten dieser Feldfrucht, deren chemische Bekämpfung dann so nebenbei die Artenvielfalt drastisch verringert.
Ackerwildpflanzen sind Zeigerpflanzen
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Venusspiegel kommt nur auf
kalkreichen Böden vor.
(ungenießbar) |
Pflanzen haben die unterschiedlichsten Ansprüche an ihren Standort, werden diese Ansprüche nicht mehr erfüllt, werden sie verdrängt von Spezialisten für die neuen Standortbedingungen. Ackerdisteln z.B. sind Zeiger für eine tiefgründig verdichteten Boden. Dieser Bodenzustand ändert sich nicht dadurch, dass man die Disteln vergiftet. Wenn sie aber vergiftet sind, fehlen sie später als Zeigerpflanzen, und - was noch wichtiger ist - ihre tiefen Wurzeln fehlen zur Auflockerung des Bodens.
Die Bewahrung sämtlicher Arten ist noch aus einem anderen Grund dringend geboten:
Unsere Phantasie reicht nicht aus, uns die zukünftige Bedeutung von heute kaum beachteten Pflanzen vorzustellen:
Wir können heute nicht wissen, ob das Gift des Adonisröschens einst das Medikament gegen eine Krankheit liefern kann, deren Erreger erst in 500 Jahren neu auftreten.