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Meine Gedanken zu dem Buch „Zeit für Liebe“   

von Diana Richardson

Das Buch von Diana Richardson habe ich begeistert gelesen. Die Erfahrungen, die sie und ihre Klienten und Schüler gemacht haben, überzeugen mich, Sexualität anders zu sehen, als ich es bisher tat. 

Die übliche Fixierung auf Orgasmen als Ziel ist das Ergebnis jahrhundertelanger sexualfeindlicher Ideologie, die Sex nur zur Fortpflanzung gestattete und dabei den Orgasmus nicht auch noch verbieten konnte. 

Der Orgasmus wird deshalb von Diana Richardson nicht mehr als das Ziel angesehen, sondern als eine Variante, die zwar auch sehr schön ist, aber nicht eigentlich satt macht. Der Orgasmus (selbst der "Superorgasmus") als einziges Ziel in der Sexualität ist zu flach, nur eine plötzlich Entladung der sexuellen Energie. In dem Buch wird dazu eingeladen,  den Orgasmus zu vergessen, um die sexuelle Spannung für ein erweitertes Erleben nutzbar zu machen, und ganz andere Dimensionen der Selbsterkenntnis und Selbstwahrnehmung zu erleben. Die Verbundenheit mit dem Partner, die Achtung und Liebe kann dadurch in einem Maß wachsen, das bislang fast als unvorstellbar galt. Ja, das ist ein Pfad für menschliches Wachstum, ein Heilungsweg, den ich bisher noch gar nicht geahnt habe, und der sich fantastisch ergänzt mit dem psychotherapeutisch-psychosomatischen Weg und dem Weg der Gewaltfreien Kommunikation.

Ich wiederhole wesentliche Aussagen aus dem Buch, die ich gern übernehme und hier einfüge, vielleicht auch, um neugierig zu machen:

  • Spannungen aufgrund unserer sexuellen Konditionierung blockieren unser wahres orgasmisches Potential.
  • Entdecke die Reise in den Sex und vergiss das Ende der Reise! 
  • Wenn man ohne Eile an den Sex herangeht, entsteht eine Qualität von Zeitlosigkeit, man ist einfach präsent.
  • Dadurch entdecken die Sexualorgane ihre ekstatische Intelligenz. *)
  • Körperliche und geistige Bewusstheit verwandeln die sexuelle Erfahrung in Liebe.
  • Verlagere die Bewusstheit von außen nach innen.
  • Lass das Denken durch ein bewusstes Erleben der Körperempfindungen hinter dir.
  • Um dem anderen näher zu kommen, musst du dir erst einmal selber näher kommen.
  • Blickkontakt intensiviert die Bewusstheit in gegenwärtigen Moment.
  • Teile, was du im Herzen und Körper fühlst, in dem Moment mit, in dem du es erlebst.

Diana Richardson nennt noch weitere „Schlüssel der Liebe“, die ich wunderschön finde.

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*) "Intelligenz der Sexualorgane" müsste man mit Ausrufzeichen schreiben. Jegliches Körperbewusstsein wird im Gehirn erzeugt. Dort, wo wir das Gefühl der Selbständigkeit von Organen haben, fehlt nur der bewusste Zugriff. Körperempfindungen werden an das Gehirn gesendet. Dort wird entschieden, was ich mag und was nicht. Und auch der Orgasmus findet im Gehirn statt, natürlich in ständiger Kommunikation mit allen Zellen und Fasern des Körpers. Die Tatsache, dass der Tagesverstand dabei eher hinderlich ist und es gut ist, wenn ich den wenigstens hier einmal vergessen kann, heißt noch lange nicht, dass irgend welche Körpersensationen selbständig wären. 

Die Entdeckung des ekstatischen Potentials in mir ist nicht weniger wunderbar, wenn ich sie verstehe als Leistung und Geschenk der Systeme meiner Spiegelneurone und des limbischen Systems.

Dieses Buch wird sehr gut ergänzt durch das Buch "Wenn Sex intim wird" von Krishnananda und Amana Trobe, das zu Fragen des persönlichen Wachstums noch umfassender und fundierter ist.