Der
Spruch ist so locker daher gesagt und drückt doch ein tiefes
Gefühl der Bitterkeit aus: "Ich bin eigentlich nicht so, wie ich
sein könnte, sein möchte..."
Wie die Mehrheit der jetzt lebenden Menschen wusste auch der hochsensible Ödön von Horváth
nur vage, dass wir alle Produkt der eigenen Erziehung , besonders der
ersten 1000 Tage sind, und dass er deshalb so selten dazu kam, zu sein,
wie er eigentlich ist, weil nämlich die Tradition der "Kindererziehung" alle andere als kindgerecht war.
Die meisten Menschen wissen das nicht.
Er wusste es wohl doch nicht ganz richtig, ahnte es wohl mehr, und lehnte sich dagegen auf, dass die
Grundregeln unserer Erziehung in den Familien (und auch in den
Schulen) teilweise völlig falsch sind. Das, was da Säuglingen und
Kindern angetan wird mit dem Bemühen, ja alles richtig zu machen,
ist
überhaupt nicht alles selbstverständlich und schon gar nicht
richtig, sondern an den Bedürfnissen junger Menschen häufig so übel
vorbei, dass diese verbogen werden zu seelischen Krüppeln, wie sie
bei uns als normal gelten. (siehe auch: liebende-eltern.htm)
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"Unserer Gesellschaft muss dabei
geholfen werden, den Ernst des Kleinkindern angetanen Verbrechens zu
erkennen, das heutzutage als normale Behandlung gilt." Jean Liedloff in "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück"
Unserer Gesellschaft muss dabei
geholfen werden, zu erkennen, dass das Aufdecken des Missbrauchs in den
christlichen Kirchen nur die Spitze eines Eisberges sichtbar macht.
Machtmissbrauch gegenüber Kindern und anderen Untertanen hat eine
lange Tradition und ist längst nicht überwunden.
Der Aufschrei gegen
das Urteil, das Beschneidung unter Strafe stellt, kommt von Leuten, die
als kleine Kinder selbst nach diesem barbarischen Brauch misshandelt
wurden, aber verdrängt haben, wie schrecklich das damals für sie war,
weil ja ihre Eltern und alle Verwandten das für richtig erklärten und
weil kleine Kinder keine andere Chance haben, als sich nach solchen
Bräuchen zu verbiegen, um in der Gemeinschaft akzeptiert zu werden.
Das
kleine Kind kann nur hinnehmen, dass ihm Schmerzen zugefügt werden.
Aber dieses Hinnehmen (Drama des begabten Kindes - Alice Miller) tilgt
nicht die Wut darüber. Verdrängt wird nur die Wahrnehmung und
Erinnerung an die Schmach und den Schmerz. Die Angst vor weiteren
Schmerzen ( "Strafe Gottes") erzeugt unter Umständen eine "Mordswut"
die gegen Andersdenkende, die der Motor ist für religös begründete
Kriege und andere Gräueltaten. (Vergleiche dazu den Kommentar von
Richard Dawkins zu Russels Religionsparodie - Russels Teekanne)
Das
ist aber nur eine Seite der Problematik. Die Erziehungsmethoden
entsprechen einem Herrschaftssystem, das nicht mehr passt in eine
Demokratie. Und da ist es schon abgrundtief traurig, dass Ödön von
Horváth vor Hundert Jahren bereits das Gefühl hatte, dass der Umgang
mit Menschen nicht richtig ist, und dass heute nicht viel mehr erreicht
wurde, als dass das Schlagen von Kindern abgelehnt wird.
Am 1. Juni 1938 wurde Ödön
von Horváth in Paris von einem herabstürzenden Ast eines Straßenbaums
erschlagen. In seiner Jackentasche fand man unter anderem dieses
Gedicht:
Und die Leute werden sagen
In fernen blauen Tagen
Wird es einmal recht
Was falsch ist und was echt
Was falsch ist, wird verkommen
Obwohl es heut regiert.
Was echt ist, das soll kommen –
Obwohl es heut krepiert.
Ödön von Horváth
Eine Demokratie - Herrschaft des Volkes - haben wir immer noch gar
nicht wirklich. Gerade die Situation, in die bei uns Millionen von
Menschen gebracht werden durch Hartz IV und Sozialhilfe ist nicht
einmal vereinbar mit dem Grundgesetz.
Wie unsere Regierungsform
genannt werden sollte, hängt wohl davon ab, auf welcher Stufe der
Hühnerleiter ich zu stehen glaube. Vorschläge:
- Demokratur
- Parlamentatistische Kleptokratie
- Plutokratie (nur weil das Wort von Goebbels gebraucht und missbraucht wurde, möchte ich es nicht meiden.)
- Ach
ja, eine Parlamentier-Bude haben wir schon . . . Ich habe als Beispiel
das Protokoll eines einzigen Sitzunstages kopiert und auf diese Seite
gesetzt: Tagesordnung--Der-Deutsche-Bundestag-27-Juni-2013.htm
- Es
waren an dem Tag 68 Tagesordnungspunkte, die abgenickt wurden . . . Für
die Lobbyisten die Formulierungen in ihrem Sinne vorgegeben hatten, die von der Mehrheit der Abgeordneten
in ihrer Tragweite selten erfasst werden.
zuletzt geändert 31.12. 2013