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Naturerlebniswoche in Burgund

Erste Erfahrungen mit Homeschooling - Kindern

Von Familie Lohff war ich eingeladen worden, eine Weile mit  ihnen zu leben und auf ihrem Gelände  ähnliche Projekte zu ermöglichen, wie ich sie hier auf meiner Seite beschrieben habe. (Bachprojekt)

An einem Montagabend Anfang September kam ich dann mit einem Kofferraum voll mit Geräten, Büchern, und Utensilien zur Wasseruntersuchung und zur Beobachtung von Fledermäusen bei ihnen an.

Außer Familie Lohff  mit 5 Kindern waren da noch zwei Familien mit insgesamt 6 Jungen zwischen 12 und 18 Jahren und eine Mutter mit zwei kleineren Kindern von 5 und 8 Jahren.

Für mich, der ich dreißig Jahre im Schuldienst oft vergleichbare Aufgaben hatte, war es trotzdem spannend. Mit unbeschulten Kindern hatte ich noch nie gearbeitet. Ich war schon etwas neugierig aber auch unsicher, wie ich anfangen sollte. 

Ich entschied mich dafür, einfach damit zu beginnen, irgend etwas zu machen. Am nächsten Morgen ging ich also mit einem Käscher und zwei Fotoschalen an den Weiher,  entnahm mit einer Fotoschale etwas Wasser, zog den Käscher durch das Wasser, um Plankton zu fischen und entleerte das Fanggut in die Fotoschale. Inzwischen war einer der Jungen zu mir gekommen, schaute mir zu und fragte mich was ich da mache. Ich erklärte es kurz und machte noch die zweite Schale fertig.

Der Junge half mir dann die Schalen zu den Tischen zu tragen.

Auf dem hellen Grund der Fotoschale konnte man die kleinen Tierchen besser sehen und mit der Pipette fangen.

Damit man sie besser erkennen konnte, wurden sie in  Miniaquarien gegeben, wo man sie mit der Lupe gut betrachten kann. So ein Miniaquarium hat gegenüber einer Becherlupe den Vorteil, dass man die Tierchen von der Seite anschauen kann und sie so ähnlich erlebt, als wenn man selbst im Wasser wäre und die Lebewesen durch die Taucherbrille beobachtet.

Noch größer und mit mehr Details sieht man sie unter einem Binokular oder Mikroskop.

Ich hatte solche Geräte auch mitgebracht und sie wurden viel benutzt. Die Lebewesen so genau zu sehen, war offensichtlich für alle besonders interessant.

Leider hatte ich keinen Kameraaufsatz für das Mikroskop, so dass die Aufnahmen nicht so gut wurden. 

Die zwei Wasserflöhe unten waren schon vorher tot, sie waren nicht mit den Köpfen verwachsen, wie es auf dem Foto scheint.           

Als Miniaquarien kann man auch die Döschen von Tictac Pfefferminz Bonbons nehmen.

Unteruchung an Mikroskop und Binokular

Hüllen von 2 Wasserflöhen

Rückenschwimmer-Larve

Am nächsten Tag habe ich den Jugendlichen gezeigt, wie eine Biologische Wassergütebestimmung durchgeführt wird. Ich habe kurz erklärt, dass man dazu Zeigerorganismen sucht, Tierchen, die nach der Literatur einer bestimmten Wassergüte zugeordnet sind. Diese werden dann ausgezählt und der durchschnittliche Gütefaktor ermittelt.   

Nun haben alle eifrig gekäschert. Jeder holte seine Wasserprobe, die dann genau untersucht wurde. Die große Teichmuschel (Gütefaktor 2), von der es viele in dem Weiher gibt, wurde in ein größeres Aquarium gegeben, wo man gut beobachten konnte, wie die Muschel atmet und das trübe Wasser sich dadurch allmählich klärte. 

                  

Die weitaus häufigsten Tiere waren Wasserföhe (Daphnia pulex - Gütefaktor 3). Daneben fanden wir wenige rote Zuckmückenlarven (Gütefaktor 3,8).

Natürlich wurden auch Tiere beobachtet, die keiner Güteklasse zugeordnet sind wie Libellenlarven und Wassermilben.

Es gab auch neben den Teichmuscheln einige Tiere mit besserem Gütefaktor wie die Eintagsfliegenlarven mit dem Gütefaktor 2. Weil aber die weitaus häufigsten Tiere die Wasserflöhe waren, ergab die biologische Wassergütebestimmung eine Zuordnung zu Gütefaktor 3.  (Gütefaktor 1 = Quellwasser, 4 = Jauche)

Später wurde dann auch eine chemische Wasseruntersuchung durchgeführt. 

 

Diese Untersuchung ergab, dass die Wasserqualität für die Parameter Nitrit, Nitrat, Ammonium und Phospat jeweils im obersten Bereich (Trinkwasser- bzw. Badewasserqualität) lag. Da ergab sich natürlich die Frage, wieso die biologische Wassergütebestimmung eine Zuordnung zu Gütefaktor 3 ergab, also wie hoch belastetes Wasser. Es war unwahrscheinlich, dass andere giftige Stoffe im Wasser waren, denn sonst könnten wohl die Teichmuscheln nicht in so großer Zahl dort leben. Eine wahrscheinliche Erklärung ist, dass der Sauerstoffgehalt in der heißen Zeit auf Grund der Wassertemperatur so weit gesunken war, dass von den empfindlicheren Tieren viele gestorben sind. Nach der chemischen Untersuchung ist damit zu rechnen, dass im Frühjahr auch die biologische Wassergütebestimmung einen viel besseren Wert ergeben würde.

  

Weil ich nebenbei bei jedem Schmetterling, der herumflog, aufstand um ihn zu fotografieren, war die Aufmerksamkeit aller Kinder, aber auch der Erwachsenen für kleine Tiere wohl besonders groß. Und weil da jetzt jemand war, der sich in diesen Dingen einigermaßen auskennt, wurde mir so manches Tier gebracht, was sonst wohl weniger beachtet worden wäre - wie der Hainlaufkäfer und die Raupe vom Brombeerspinner (oben) oder die Gottesanbeterin (unten links).

Für mich war eine ganz besondere Überraschung der Weiße Waldportier, ein stattlicher Schmetterling, den ich zuvor noch nie gesehen hatte (oben rechts).

Sehr interessant für alle war auch die Beobachtung der Fledermäuse. Ich hatte einen Bat-Detektor mitgebracht, ein Gerät, mit dem die Rufe der Fledermäuse umgewandelt werden und im für uns hörbaren Bereich wiedergegeben werden. Die Fledermäuse, die abends ums Lagerfeuer und die Lampen nach Insekten jagten, konnten wir auf diese Weise deutlich hören. Außerdem hatte ich einen großen Hand-Scheinwerfer, mit dem man am See die Wasserfledermäuse gut beobachten konnte.

Dieses Bild stammt von der Seite www.lbv-wue.de/presse/fledermaus3.html

Am dritten Tag fuhren die zwei Familien mit den älteren Jungen heim. Es kamen aber neu dazu eine französische Mutter mit 3 Söhnen unter 10 und ein französischer Vater mit einem kleinen Sohn und seiner etwas älteren Schwester. Die jüngeren Kinder haben alle auch interessiert mit Lupe und Binokular die Tierchen beobachtet, aber deren Interesse ließ viel eher nach als das ihrer Eltern.

  

Am nächsten Tag wurden noch die Tiere an einer nahe gelegenen Quelle untersucht. hier fanden sich neben Bachflohkrebsen Eintagsfliegenlarven, verschiedene Strudelwürmen und Steinfliegenlarven.

So weit ein kurzer Bericht über diese Woche. 

An Familie Lohff schrieb ich ein paar Tage später in einer Mail:

Aber noch eine andere Rückmeldung an Euch bezüglich der Woche bei Euch. Ich war nicht sehr zufrieden. Für das, was dabei herausgekommen ist, lohnt es sich eigentlich nicht, 1600km mit dem Auto zu fahren. Das gleiche kann ich hier erleben (und auch die anderen Teilnehmer), wenn ich bei einem Naturschutzverein (BUND, NABU oder dergl.) ein Erlebniswochenende anbiete. Andererseits war es für mich auch erst einmal wichtig, verschiedene Kinder aus der Homeschooling-Szene kennen zu lernen.

Ihr fragt sicher, was denn für mich lohnend wäre. Ich schreibe einmal so spontan auf, was mir dazu einfällt. Da entsteht also kein Forderungskatalog sondern eher eine Diskussionsgrundlage...

Aus meiner Sicht ist eine solche Woche dann lohnend,

* wenn die meisten (wenn schon nicht alle) stolz darauf sind und sein können, was sie in dieser Zeit gemacht haben.
* wenn möglichst viele die Erfahrung gemacht haben, etwas zu können, von dem sie nicht wussten, dass sie es können.
* wenn erprobt wurde, wie man gemeinsam mehr kann als jeder einzelne.
* wenn neue Formen der Zusammenarbeit und des Miteinanderumgehens entwickelt werden.
* wenn ein Produkt geplant und erarbeitet wird.
* wenn neue Ziele formuliert werden...

Wenn man länger darüber nachdenkt fallen einem sicher noch weitere Punkte ein. Sicher müssen nicht bei jedem Vorhaben alle Punkte erfüllt sein. Und eigentlich müsste jeder Teilnehmer selbst formulieren, was für ihn herauskommen soll.

Dafür braucht es natürlich einer längeren Vorlaufzeit. Dafür müssen vorher Gedanken und Pläne ausgetauscht und besprochen werden. Dafür müssen sich Interessenten für ein bestimmtes Projekt suchen und finden. Dafür müssen sich die verschiedenen Teilnehmer vorher kennen...

 

Hier gibt es noch weitere Fotos Menschen und Umgebung im August 2005 Verschiedene Tiere
Pflanzen Spinnen