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Es
ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit Karikaturen
von Rainald
Irmscher 24.
Juni 2012 von 12-13 Uhr - dOCUMENTA 13 - Critical Art Ensemble -
Railway Lecture Hall Viele Regeln und gut gemeinte Aussagen zur Kindererziehung, die eher informell von Generation zu Generation weitergegeben wurden und werden, sind unmenschlich und schädlich für die Entwicklung von Kindern (so genannte „Schwarze Pädagogik“). Die
verheerende Auswirkung solcher „normaler“ Erziehung auf Kinder und
spätere Erwachsene wurde mir bewusst durch langjährige Arbeit in Kursen
zur Selbsterkenntnis. Dabei
habe ich wieder
erlebt, wie schrecklich einige Situationen in der frühen Kindheit
waren. Meine Karikaturen haben mir dabei geholfen, diese Erlebnisse
aufzuarbeiten. Unserer
Gesellschaft muss dabei geholfen werden zu erkennen, dass die heute als
normal geltende Behandlung von Säuglingen zu unmenschlich und teilweise
geradezu ein Verbrechen an diesen ist. Geniale Fähigkeit der Kinder, jedes Leid scheinbar zu verringern Warum
sind diese Fakten den meisten Menschen kaum bewusst? Weil kleine Kinder
die erstaunliche Fähigkeit besitzen, die Angst und die Wut, die sie
durch Schreien lautstark ausdrücken, nach und nach abzuschalten. Sie
geben sich dabei selbst die Schuld auch an den schrecklichsten
Misshandlungen und blenden ihre bewusste Erinnerung aus - verdrängen
sie. Diese Prozesse sind radikal und nachhaltig.
Sogar die Wirkung von Genen wird verändert in Abhängigkeit von Erfahrungen. Bei Kindern, die aufwachsen ohne die Gewissheit, geliebt und respektiert zu sein und statt dessen in unsicheren sozialen Verhältnissen, immer auf der Hut, was wohl jetzt schon wieder passiert, wurde festgestellt, dass sie weniger Glückshormone produzieren und eine deutlich niedrigere Angstschwelle haben und schon bei geringen Beunruhigungen mehr Stresshormone produzieren.Eine
noch zu wenig beachtete Folge der Verdrängung schmerzhafter Erziehung
ist die Zunahme der Häufigkeit von Süchten ( Drogen-, Alkohol-, Sex-,
Spiel-, Ess-, Arbeits-, Machtsucht und anderen), aber auch der
Häufigkeit und Schwere von psychosomatischen Erkrankungen. Herzinfarkte
und Magengeschwüre, aber auch Depressionen und Suizide sind bei einigen
Südseevölkern fast unbekannt und könnten auch bei uns sehr viel
seltener sein, wenn der Umgang mit den Kindern und dann auch zwischen
Erwachsenen wieder so freundlich und respektvoll würde, wie es auf
Samoa und den Trobriand-Inseln üblich war, aber auch bei den Inuit und
den Yequana am oberen Orinoko und anderen Völkern abseits der
„Zivilisation“. |
Gras
wächst auch nicht schneller,
wenn man daran zieht. Afrikanisches Sprichwort In
hierarchisch organisierten Kulturen wurde
wohl
schon immer Wohlverhalten erzwungen durch Strafen und Angst vor Strafe.
Strafe hat noch nie zu einer wirklichen Besserung geführt, sondern
immer auch Groll aufgebaut. Das vorübergehende „Wohlverhalten“ wurde
viel zu teuer erkauft. Der Groll führte meist zu irgendeiner Art von
Rache, bedauerlicherweise bei Kindern oft als Selbstbestrafung, bei
introvertierten Kindern zur Neigung zu Depressionen und autoaggressiven
Erkrankungen im späteren Leben, und bei leistungsorientierten eher zu
Bluthochdruck und Herzinfarkt. Auch Strafen in Schulen und in der Rechtsprechung sind fragwürdig und führen durchaus nicht zu dem gewünschten Sozialverhalten. "Geh
du voran!" sagte die Seele zum Körper, "auf mich hört
er ja nicht." In
unserer Gesellschaft gibt es sehr viele Süchte und schräge
Angewohnheiten. Wohl allen ist gemeinsam eine Suche nach irgend einem
Zustand zwischen Glückseligkeit,
Urvertrauen, Geborgenheit und auch einfachem So-Sein-Dürfen. Alle haben
damit etwas zu tun, dass das Selbstwertgefühl beschädigt ist. Und so
eine latente Angst, irgendwelchen Erwartungen nicht zu genügen, treibt
den Leistungssportler und auch den Hedgefonds-Manager zu immer größeren
Anstrengungen und Risiken, wie sie den Alkoholiker zur Flasche greifen
lässt. Es
gibt weder große Entwicklungen noch wahre Fortschritte auf
dieser Erde, so
lange noch ein unglückliches Kind
auf ihr lebt. Albert
Einstein
Wir können vielleicht auch anerkennen, dass unsere Macke oder unsere Krankheit ursprünglich zurückgeht auf eine hochintelligente Lösung des Kindes von damals. Wir können uns solidarisch mit dem Kind von damals verhalten und erkennen, dass die Situationen, die damals schrecklich waren, nicht herbeigeführt wurden, um uns krank oder unglücklich zu machen. Und wir können die Gewissheit erlangen, dass wir niemals wieder so hilflos und bedürftig werden wie damals. Wenn wir uns um diese Erkenntnisschritte bemühen und vielleicht auch die richtige Hilfe holen, kann es sein, dass die Seele sich verstanden fühlt und Heilung möglich wird. Meine Sinusitis heilte, als ich wusste, warum ich die Nase voll hatte. Und ich habe keine Angst vor einem weiteren Herzinfarkt, seit ich um diese Dinge weiß und jeden Tag tanze. Es
ist nie zu spät
für eine glückliche Kindheit |
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