Zur Entstehung unseres Menschenbildes
- Friedliche
Kulturen in der Zeit von 7200 bis 4000 v. Ch.
- Entstehung von hierarchisch gegliederten
Gesellschaften
- "Schwarze Pädagogik" in der Bibel und ihre
Auswirkung auf Kinder und spätere Erwachsene
- Versuch einer Erklärung der Zunahme von Sekten
und esoterischen Vorstellung
Friedliche Kulturen in der Zeit
von 7200 bis 4000 v. Ch.
Meines
Erachtens nach ist zum
Verständnis der Entstehung der monotheistischen Religionen und
damit zum Verständnis für das, was bei uns heute als
"normal"
erachtet wird, der
historische
Hintergrund sehr wichtig - besonders auch der klimageschichtliche
Hintergrund.
Vergl. dazu http://www.orgonelab.org/saharasia_de.htm
In der Nacheiszeit (vor etwa 11 000 bis 5 000 Jahren) waren die
heutigen Wüstengebiete der Subtropen wesentlich feuchter als
heute. (Es gab in dieser Zeit auch noch Klimaschwankungen,
die
aber für meine Überlegungen nicht so bedeutsam sind.)
In der
Sahara lebten zu der Zeit in den heutigen Wadis Flusspferde, Krokodile,
Elefanten und der ausgestorbene Wasserbüffel (Bubalus
cebuensis), nach dem diese Zeit auch Bubalus-Zeit genannt
wird.
Die regelmäßige Wasserführung der
Flüsse in diesen
heutigen Trockentälern erkennt man heute an den erhalten
gebliebenen Fluss-Terrassen und natürlich auch an den
Knochenfunden der genannten Tier. Der Tschad-See hatte etwa die
Größe des heutigen Kaspischen
Meeres. Auch auf der Arabischen Halbinsel gab es ausgedehnte
Steppengebiete mit reichhaltigem Wildbestand ebenso in den heute viel
trockneren Teilen Anatoliens und auch Indiens.
Die damals
noch relativ wenigen Menschen lebten im Überschuss.
Die Legenden vom Paradies stammen wohl aus
dieser Zeit
Aus dieser Zeit gibt es berühmte Felszeichnungen in der
Sahara,
die mit viel Zeit und Liebe zum Detail gemalt und geritzt worden sind.
- Ausdruck einer wohl eher friedlichen Epoche. Für solche
Bilder
müssen die "Künstler" (sie werden sich nicht als solche verstanden
haben) schier unendlich viel Zeit und
Ruhe
gehabt haben.
Die
Leute, die in so einer Siedlung gewohnt haben, müssen
ebenfalls
viel friedlicher miteinander umgegangen sein und viel näher
daran,
wie es für Menschen wirklich gut ist, viel mehr so, wie
menschliches Zusammensein von unserem Erbgut her sein müsste:
Das
Belohnungssystem in unserm Gehirn ist ausgerichtet auf soziale
Kontakte,
auf gegenseitige Anerkennung und Achtung,
das ist, was uns glücklich machen kann und nicht die
Konkurrenz,
die in unserer Gesellschaft als Motor angesehen wird.
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Das ist auch das, was den Menschen am meisten unterscheidet von
Schimpansen und Bonobos. Alle anderen Unterschiede leiten sich daraus
ab. (Vgl.
Joachim Bauer: "Prinzip Menschlichkeit")
Ganz erstaunlich sind die Ausgrabungen, die in Cayönü
gemacht worden sind, das bereits vor 10800 Jahren im Osten Antoliens
gegründet wurde. In den ältesten Schichten fand man dort
Überreste einer Klassengesellschaft und um 7200 v. Ch. fand dort
eine Revolution statt. Die Häuser der Herrschaftsschicht wurden
abgebrannt und seitdem entstand dort eine egalitäre Gesellschaft,
die über 3000 Jahre bestand. vergl.:http://www.urkommunismus.de/catalhueyuek.html
In der Zeit 3200 bis 3000 v. Ch. war die Austrocknung der
fruchtbaren Gebiete in der Sahara, auf der arabischen Halbinsel
und auch in Anatolienund anderen Teilen des Vorderen Ostens
plötzlich vorangeschritten. Mit der Austrocknung und
Wüstenbildung schrumpfte der Lebensraum der dort
lebenden Menschen, die dann besonders in die großen
Flusstäler (Nil, Jordan, Euphrat und Tigris, Indus
...) zogen und mit den dort lebenden Völkern in
Konflikt kamen.
Damit begann die Zeit der ständigen Kriege, die bis
heute
andauert. Seit der Zeit geht es darum, wer besser ist - "Survival of
the
fittest" - glücklich wird keiner dabei !!! (Das gilt nicht für Menschen
!!! Wir brauchen nicht die Konkurrenz sondern die Kooperation !!! )
Entstehung
von hierarchisch gegliederten Gesellschaften
Diese Klimaveränderung und Veränderung der
Lebensbedingungen könnte man als Erklärung
für
die Sage von
der Vertreibung aus dem Paradies nehmen. Nach Zeiten des
Überflusses und Friedens gab es jetzt Hungersnöte und
Streit um
die
verbleibenden Siedlungsgebiete.
Mit der ständigen Abgrenzung nach außen wuchs
vermutlich auch die Aggressivität der Menschen
untereinander.
Eine neue gesellschaftliche Organisationsform erwies sich als
"erfolgreich": Die
Völker organisierten sich hierarchisch, meist mit einem
König oder einer Aristokratie an der Spitze, mit einem
schlagkräftigen Heer und einem starkem Priestertum.
Überall
verbreitet in solchen Gesellschaften war die Versklavung besiegter
Völker.
Die Rolle und die Aufgaben des Priestertums
waren zunächst
unterschiedlicher als in späteren Zeiten. In den Staaten mit
Bewässerungskulturen in Mesopotamien und Ägypten kam
neben
religiösen Ämtern auch die Aufgabe der Land- und
Wasserverteilung dazu, was die Macht des Priestertums erhöhte.
Die nomadischen Viehzüchter hatten ganz andere Gottheiten und Priester.
Die
Riten, Zeromonien und religösen Feiertage waren zugleich ein
Mittel der Solidarisierung und Schaffung von Gemeinsamkeiten als auch
ein Unterdrückungssystem gegenüber anderen
Vorstellungen.
Der Ägyptische Pharao Echnaton ca. 1350 v. Ch. war der erste
Herrscher, der
einen einzigen Gott als verbindlich erklärte. Während
in
Ägypten diese Idee wieder verworfen wurde und Echnaton
verfehmt,
haben jüdische
Priester diese Vorstellung auch nach dem Auszug aus Ägypten
weiter
gepflegt und während der babylonischen Gefangenschaft
(ca. 586
bis 536 v. Ch.) endgültig für allein gültig
erklärt. Gläubige Juden und Christen heben hervor,
dass das
Gute an der babylonischen Gefangenschaft gerade diese Festigung des
Glaubens gewesen sei. Für die jüdischen Priester war
es
möglicherweise nur der verzweifelte Versuch, die Einheit der
jüdischen Gemeinde zu erhalten und damit ihren eigenen
Einfluss zu
sichern.
"Schwarze Pädagogik" in der Bibel
und ihre Auswirkung auf Kinder und spätere Erwachsene
Diese Vorstellung von einem allmächtigen Gott wurde bei den
Juden, später den Christen und auch bei
den Moslems so erfolgreich, dass sie sich durchsetzte
gegenüber
den polytheistischen Vorstellungen der antiken Kulturen. Das liegt
meines
Erachtens einerseits daran, dass die Herrschaft in Staat und Familie
darin so
perfekt wiedergegeben wird und eines als Rechtfertigung für
das
andere benutzt werden kann. Nach dem Motto: "Wie im Großen,
so
auch im Kleinen." (Das Königsreich Gottes; Gott-Vater - Der
König als Stellvertreter Gottes auf Erden - Der Vater als
Haupt
der Familie) Andererseits lag der Erfolg dieser Ideologie an der
perfiden
Verbindung
von Verdammnis und Aussicht auf Gnade, die den Monotheismus zum
perfekten
Herrschaftsinstrument machte. Diese perfide Verknüpfung war
die
Behauptung, dass der Mensch (der Untertan, das Kind) von Grund aus
böse sei und nur durch die Gnade Gottes (des Herrschers, der
Eltern) von dem Verderben gerettet werden könne.
1. Mose Kapitel 8
21denn
das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist
böse von Jugend auf.
Damit
das noch besser funktionierte, wurden zu den eigentlichen
Geboten noch viele Regeln formuliert, damit man eigentlich immer wieder
im Konflikt war, diese zu missachten und dann ein schlechtes Gewissen
bekam.
Damit man einen Eindruck davon erhält, wie Kindheit in
biblischer Zeit wohl gewesen ist, habe ich einzelne
Bibelstellen herausgesucht.
Kinder haben mitbekommen, wie gewalttätig die gesamte
Umgebung war. Große Teile des Alten Testaments berichten fast
emotionslos gegenüber den Opfern von Kriegen und
Raubzügen.
Chronik
1 Kapitel 14
15Wenn
du dann hören wirst, wie das Rauschen oben in den
Bakabäumen
einhergeht, so brich hervor zum Kampf; denn Gott ist dann vor dir
ausgezogen, zu schlagen das Heer der Philister. 16Und David
tat, wie ihm Gott geboten hatte, und sie schlugen das Heer der
Philister von Gibeon an bis Geser.
Mit Sklaven wurde nicht zimperlich umgegangen.
Mose 2 Kapitel 21
20Wer
seinen Sklaven oder seine Sklavin schlägt mit einem Stock,
dass sie unter
seinen Händen sterben, der soll dafür bestraft
werden. 21Bleiben
sie aber einen oder zwei Tage am Leben, so soll er nicht dafür
bestraft werden;
denn es ist sein Geld.
Die
Prügelstrafe für Kinder war ein allgemein gebilligtes
und
offen propagiertes Erziehungsmittel. Dass dadurch nicht nur der Wille
gebrochen wurde, sondern die ganze Persönlichkeit deformiert,
kam
so über mehr als 2000 Jahre niemandem in den Sinn.
Sprüche
Salomons - Kap 13-Vers 24
Wer seine
Rute schont,
der
hasst seinen
Sohn; wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn beizeiten.
Jeremias
31,18 f
18Ich
habe wohl gehört, wie Ephraim klagt: «Du hast mich
hart erzogen, und ich ließ
mich erziehen wie ein junger Stier, der noch nicht gelernt hat zu
ziehen.
Bekehre du mich, so will ich mich bekehren; denn du, HERR, bist mein
Gott! 19Nachdem
ich bekehrt war, tat ich Buße, und als ich zur Einsicht kam,
schlug ich an
meine Brust. Ich bin zuschanden geworden und stehe schamrot da; denn
ich muss büßen
die Schande meiner Jugend.»
"Die
Schande meiner Jugend" - das ist das Gefühl, das geprügelte
Kinder entwickeln. Der Gedanke, dass Tobsuchtsanfälle und
andere
Wutausbrüche immer völlige Überreaktionen von hilflosen
Erwachsenen sind, kann kleinen Kindern nicht kommen. Sie sind
angewiesen auf diese Eltern und können derart unmögliches Verhalten von
ihnen nur dadurch aushalten, dass sie die Lüge annehmen, sie seien
Schuld daran, und dadurch, dass sie die Gefühle verdrängen, die dabei
auftreten, weil sie machlos sind und nichts daran ändern
können.
Durch
diese Verdrängungen werden sie seelisch deformiert für ihr Leben lang,
wenn die dahinter liegende Wahrheit nicht irgendwann aufgedeckt
wird.
Die
Gruselmärchen von Hölle, Teufel und dem
Jüngsten Gericht wurden als Druckmittel benutzt, damit die
Kinder "brav" waren, und diese glaubten den Schwachsinn, weil sie so
etwas kannten, ohne es mit dem Tagesverstand zu wissen aus der diffusen
Erinnerung ihrer frühesten Kindheit.
Das
habe ich auch an anderer Stelle erklärt.
(Repressive
Erziehung)
(Gedanken
über Erziehung)
(Zu
den aus der repressiven Eriehung heraus entstehenden
Krankheiten)
(Wie
die alten Muster unser heutiges Tun steuern)
Die
"Strafe Gottes" wird in der Bibel immer wieder als Erklärung
für Unglück jedweder Art herangezogen und an
verschieden
Stellen angedroht.
Mose 3 Kapitel 26
14Werdet ihr mir
aber nicht gehorchen und nicht alle diese Gebote tun 15und
werdet ihr meine Satzungen verachten und meine Rechte verwerfen,
daß
ihr nicht tut alle meine Gebote, und werdet ihr meinen Bund brechen, 16so
will auch ich euch dieses tun: Ich will euch heimsuchen mit Schrecken,
mit Auszehrung und Fieber, daß euch die Augen
erlöschen und das Leben
hinschwindet. Ihr sollt umsonst euren Samen säen, und eure
Feinde
sollen ihn essen.
Die Aufzählung der Drohungen ist noch viel umfangreicher. Der
ganze Text findet sich hier.
Solche
Drohungen glauben Kinder nur dann, wenn sie spüren,
dass
die Eltern wirklich Angst haben, dass so etwas eintritt und als Folge
werden sie die gleiche Angst entwickeln und ihren Kindern die gleichen
Geschichten erzählen. Sie werden aus dieser Angst heraus ihre
Kinder genau so bestrafen wenn sie nicht gehorchen. Unbewusst werden
sie dabei die verdrängte Wut über ihre eigene
Kindheit
auslassen an ihren Kindern. Diese schreckliche Schraube der
Wiederholungen von Generation zu Generation ist wohl der eigentliche
Grund dafür, dass auch in demokratischen Staaten so viele
Menschen
festhalten an der ihnen anerzogenen Religion.
Auch das Neue Testament geht aus von einer absoluten
Gewalt der Herrschenden
Der Befehl des Herodes, alle Knaben im Alter von zwei und darunter zu
töten, wurde gnadenlos ausgeführt.
Matthaeus 2,16
Da Herodes nun sah, daß er von den Weisen betrogen war, ward er sehr
zornig und schickte aus und ließ alle Kinder zu Bethlehem töten und an
seinen ganzen Grenzen, die da zweijährig und darunter waren, nach der
Zeit, die er mit Fleiß von den Weisen erlernt hatte.
Ein Aufstand dagegen war undenkbar. Der einzig mögliche Widerstand war
passiv. Maria schaffte es, nach Ägypten azu fliehen.
Auch
das Neue Testament geht davon aus, dass der Mensch böse sei von Geburt
an und nur durch die Gnade Gottes erlöst werden könne.
Versuch einer Erklärung der
Zunahme von Sekten und esoterischen Vorstellung
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Ich habe diesen Text in einer älteren Fassung als
Diskussionsthema in ein Forum gestellt, daraus
hat sich eine interessante Diskussion entwickelt.
http://www.atheisten.org/phpBB2/viewtopic.php?t=1083