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Soziale Kompetenz von Säuglingen

Ob ein  Kind aufwächst bei Eltern, die im Slum von Rio de Janeiro sich ein dürftiges und unsicheres Leben durch Betteln und Kleinkriminalität ermöglichen oder im Luxus einer arabischen Fürstenfamilie, ob es groß wird in einer Hütte von steinzeitlich organisierten Papua (falls es die überhaupt noch gibt) oder in der emotional unterkühlten Strenge von christlich-religiösen Eiferern - jedes Kind hat eine erstaunliche Fähigkeit, sich den jeweiligen Begebenheiten anzupassen und unter den dort herrschenden Bedingungen zu überleben. Sie wachsen hinein in das soziale Gefüge ihrer Umgebung.

Alice Miller bezeichnet dies als das "Drama des begabten Kindes".

Die soziale Kompetenz der Kinder ist so hoch, dass diese Anpassung auch dann gelingt  wenn völlig Unmögliches von ihnen verlangt wird. Kinder überleben häufig auch dann, wenn sie übel vernachlässigt, misshandelt oder missbraucht werden. Das Drama besteht dann darin, dass die Anpassung teuer erkauft wird durch eine seelische Verkrüppelunng. Unter lieblosen Bedingungen wachsen junge Menschen auch heran zu Erwachsenen. Sie müssen es hinnehmen, was ihnen angetan wird, und das gelingt ihnen auch, aber mit schwerwiegenden Folgen. Wenn ihnen kein Mitgefühl entgegengeracht wird, verkümmert ihr eigenes. Wenn sie nur überleben konnten, dadurch, dass sie unempfindlich gegen Schmerz wurden, wissen sie auch nicht, wie Menschen leiden, denen sie Schmerz zufügen.  Und weil sie ihre jeweilige Umgebung als "normal" erleben mussten, (als kleine Kinder kannten sie nichts anderes) wissen sie auch nicht, was ihnen gefehlt haben könnte und dass sie heute u. U. hochgradig krank sind. Wenn sie unberechenbare und jähzornige Eltern hatten, ist ihre Fähigkeit, Glückshormone zu bilden, möglicherweise ihr Leben lang eingeschränkt, und die Tendenz, Stress-Hormone auszuschütten so stark erhöht, dass sie unter Depressionen oder Gewalttätigkeit leiden, unter einer Sucht oder schweren organischen Krankheíten.

In den vergangenen Jahren hat es viele Untersuchungen  zu den  sozialen Fähigkeiten kleiner Kinder gegeben, und dennoch hält sich in den Köpfen vieler Menschen eine völlig andere Vorstellung:

"Kinder werden als asoziale und egoistische Wesen geboren. Die Werte der Zivilisation, die des Menschen Gemeinschaft von der Horde unterscheidet, müssen ihnen erst nach und nach vermittelt werden. Das ist Aufgabe der Erziehung."

Ulrich Wickert,  "Zeit zu handeln"  Verlag: Hoffmann Und Campe, 2001

Das spiegelt genau die falsche, aber prägende Meinung der vergangenen Jahrhunderte. So erzogene Menschen mussten sich wundern über Forschungsergebnisse, die die hohe soziale Kompetenz von Säuglingen belegten und das angeborene Bestreben, den Regeln ihrer Umgebung und den Erwartungen der Eltern zu entsprechen. Wenn ein Kind als bockig und widerspenstig behandelt wird, wird es dieser Erwartungshaltung entsprechen. Wenn es als verständig und kooperativ angesehen wird, wird es auch diese Eigenschaften entwickeln. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.


Was Kinder wirklich brauchen, hat Jean Liedloff beschrieben in ihrem Buch "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück".

Wie fast alle Kinder auch unter "normalen" Verhältnissen (in Deutschland) mehr oder weniger geschädigt wurden (und werden) habe ich auf dieser Seite ausgeführt.